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Perchten und Krampus: Alles über die schaurig-schöne Wintertradition

Wenn der Winter die Alpen in Dunkelheit und Kälte hüllt, füllen dumpfe Trommeln und schrilles Glockenläuten die engen Gassen. Aus dem Nebel erscheinen furchteinflößende, zottelige Gestalten, Hörner blitzen im Feuerschein, Ketten rasseln, Kinder drängen sich dicht an ihre Eltern. Es ist die Zeit, in der Krampus und Perchten durch die Straßen ziehen – ein traditionell österreichischer Brauch, der Schrecken und Staunen zugleich auslöst. Doch woher kommen diese uralten Kreaturen, warum tauchen sie Jahr für Jahr wieder auf und was unterscheidet den Krampus von einer Perchte? Genau das verraten wir Ihnen hier.

Was sind Perchten? – Geschichte & regionale Wurzeln

Die Perchten sind Gestalten aus vorchristlicher Zeit und verbinden heidnische Naturreligionen und alte Jahreszeitenriten mit christlichen Traditionen. Schon um 500 nach Christus gehörten lärmende Maskenumzüge zu den römisch-germanischen Festen rund um den Jahreswechsel. Besonders im österreichischen Ostalpenraum ist das Brauchtum verwurzelt, hat sich seit der Jahrtausendwende aber auf weitere Regionen ausgeweitet.

Die Perchtenläufe finden traditionell in den zwölf Raunächten statt – den längsten Nächten des Winters, die mit der Wintersonnenwende beginnen und am Dreikönigstag enden. Die Läufe symbolisieren das Austreiben des Winters und von bösen Geistern, gleichzeitig sind sie Vorboten des Frühlings und des Lichts.

Schon gewusst? Der Begriff „Raunächte“ stammt nicht von den rauen Wetterbedingungen im Dezember, sondern leitet sich vom Wort „Rauch“ ab. Denn während dieser besonderen Zeit werden im Alpenraum traditionell Haus und Hof mit Weihrauch gesegnet, um Schutz zu bieten und das Böse fernzuhalten.

Typische Merkmale: Was unterscheidet Krampus und Perchten?

Der Krampus erscheint als Begleiter des Bischofs Nikolaus am 5. Dezember. Nikolaus hat dabei eine Schutzfunktion und bringt braven Kindern Geschenke, während der Krampus – als Abwandlung der Perchten – für die Bestrafung unartiger Kinder zuständig ist. Der Name Krampus leitet sich vom mittelhochdeutschen „Krampen“ für „Kralle“ oder dem bairischen „Krampn“ ab, was etwas Lebloses, Vertrocknetes oder Verdorrtes beschreibt. Dieser düstere Begleiter tritt in vielen Regionen auch unter dem Namen Knecht Ruprecht auf.

Krampus und Perchten werden oft miteinander verwechselt, da sie sich äußerlich stark ähneln. Beide tragen Schafs- oder Ziegenfelle und sind mit Glocken oder Schellen und oft auch Ruten ausgestattet. Es gibt allerdings einige kleine Unterschiede: Eine Krampusmaske ist meist kleiner, wiegt zwischen 2 und 4 Kilogramm und ist an einer langen, herausgestreckten rote Zunge sowie einem Paar Hörner erkennbar.

Im Gegensatz dazu ist die Perchtenmaske deutlich größer und schwerer, mit einem Gewicht von etwa 15 bis 20 Kilogramm. Sie besitzt oft grobe, zum Teil tierähnliche Gesichtsformen und kann je nach Region eines oder mehrere Paare Hörner tragen – oder auch keine.

Perchten einst und heute: Vom verbotenen Brauch zum traditionellen Kult-Event

Im 15. Jahrhundert wurden viele heidnische Bräuche zunehmend als kritisch eingestuft. Mit der Ausbreitung des Christentums wurden Rituale wie der Perchtenlauf und generelle Darstellungen „dämonischer“ Figuren zunehmend als Relikte einer vorchristlichen Vergangenheit betrachtet. Um den Einfluss der Kirche zu festigen, wurden solche Riten und Feste in zahlreichen Regionen des Alpenraums von kirchlichen Autoritäten verboten – teils zur Gänze, teils durften diese nur unter strengen Auflagen stattfinden. Das Verbot konnte den Brauch trotz allem jedoch nie vollständig verdrängen. Mit der Trennung von Kirche und Staat und dem wachsenden Interesse an Volkskultur im 19. Jahrhundert erwachte die Tradition zu neuem Leben. Gegen Ende des 20. Jahrhunderts gewann sie vermehrt an Bedeutung, als immer mehr Gemeinden begannen, ihre regionalen Wurzeln und althergebrachten Bräuche wieder bewusst zu pflegen und zu feiern.

Heute haben sich Krampus- und Perchtenläufe zu beliebten Winter-Events entwickelt, die Besucher:innen aus nah und fern anlocken. Viele Gemeinden nutzen die Läufe auch, um die lokale Wirtschaft zu beleben: Hotels, Gastronomie und regionale Handwerksbetriebe profitieren, wenn die Straßen mit neugierigen Zuschauer:innen gefüllt sind.

Wie funktioniert ein Perchtenlauf?

Krampus- und Perchtenläufe treten heute als eindrucksvolle Spektakel auf, die Tradition und Eventkultur verbinden. Die meisten Veranstaltungen beginnen in den frühen Abendstunden, zwischen 17 und 20 Uhr – dann, wenn Dunkelheit und Feuerschein die Figuren besonders eindrucksvoll wirken lassen. In vielen Orten ziehen Gruppen (“Passen”) als organisierte Umzüge durch die Straßen, begleitet von dumpfen Trommeln, lautem Glockengeläut und dem Rasseln von Ketten. Auch Musik, Tanz und das spielerische Erschrecken des Publikums gehören dazu. Dazu kommen rituelle Handlungen wie Kreistänze, das Schwingen der Ruten und symbolische Gesten, die Altes vertreiben und Neues begrüßen sollen.

Neben den „Hauptfiguren“ treten in den Umzügen auch zahlreiche Begleitgestalten auf, die je nach Region variieren, wie etwa:

  • Frau Percht/Perchta und ihre „Mütter“-Varianten (Berchtl-, Zamper-, Perchtnmuatta)
  • Glöckler als Lichtgestalten
  • Schönperchten als Glücksbringer
  • Schiachperchten, die das Böse vertreiben sollen
  • Wald- und Erdgeister

Einige Charaktere übernehmen auch klar zugeordnete Rollen im Ablauf: Hexen führen den Umzug an, kehren symbolisch den Schnee weg und machen so Platz für den kommenden Frühling. Die Habergeiß gilt als Fruchtbarkeitssymbol und soll Kindern die Angst nehmen, statt zu erschrecken. Das Moosmandl – vielerorts auch Waldmandl oder Wurzelsepp genannt – gilt als Waldfruchtbarkeitsgeist, der Licht in den dunklen Forst bringt und darauf achtet, dass Schädlinge nicht Überhand nehmen. Der Tod wiederum erinnert als Figur an die Vergänglichkeit und den Lauf des Lebens. Zudem existieren unzählige lokale Figuren mit Bezug zum regionalen Sagen- und Legendenschatz – ein Zeichen dafür, wie stark das Brauchtum in den Gemeinden verankert ist.

Wie diese Bräuche gelebt werden, unterscheidet sich übrigens auch zwischen Stadt und Land deutlich: In Städten dominieren größere, klar abgegrenzte Umzüge mit abgesperrten Strecken, Bühnenauftritten und festem Zeitplan. In Dörfern ziehen die Passen teilweise auch in kleineren Formationen von Haus zu Haus. Sie „schauen nach dem Rechten“, wünschen bei Ordnung Frieden, Glück und Gesundheit und werden mit Speis und Trank bewirtet.

Was zu beachten ist: Tipps für den Besuch

Damit der Besuch beim Perchten- oder Krampuslauf für alle zum gelungenen Erlebnis wird, lohnt es sich, ein paar einfache Verhaltensregeln und Vorsichtsmaßnahmen zu beherzigen:

  • Respektvoller Umgang: Die aufwändig geschnitzten Masken und kunstvoll gefertigten Kostüme sind oft handgemacht und empfindlich – deshalb nicht an Hörnern oder Fell ziehen!
  • Kinder eng begleiten: Das laute Glockengeläut, Feuer und die furchterregenden Gestalten versetzen auch die mutigsten Kinder manchmal in Angst und Schrecken – und führen  unter Umständen sogar dazu, dass sie sich verstecken. Deshalb sollten Eltern ihre Kleinen stets gut im Blick behalten. Für kleinere Kinder empfiehlt sich ein abgesperrter oder erhöhter Bereich, damit sie das Geschehen aus sicherer Distanz verfolgen können.
  • Abstand halten: Die schweren Masken der Läufer:innen schränken ihr Sichtfeld stark ein – kleinere Zuschauer:innen können also leicht übersehen werden.
  • Vorsicht vor den Ruten: Besonders im Westen Österreichs sind Rutenhiebe Teil der Tradition, während sie im Osten oft nur angedeutet werden. Generell kann man jederzeit einen leichten Schlag abbekommen – mal absichtlich, mal, weil die Percht schlicht nichts sieht.

Von weihnachtlichen Traditionen bis hin zu Kunst, Kulinarik und Kultur: Brauchtum und Tradition sind tief in der österreichischen Seele verwurzelt. Mehr darüber, was die Alpenrepublik und ihre Bewohner:innen ausmacht, finden Sie auf unserem Blog. Zum Beispiel, welche regionalen Dialekte es gibt, was es mit Trachten auf sich hat, was die typisch österreichische Küche ausmacht und welche traditionellen Kaffeespezialitäten Sie nicht verpassen dürfen. Und damit Sie sich auch im Alltag gut zurechtfinden, haben wir auch die besten Tipps zum Deutsch lernen für Sie parat. Viel Spaß beim Lesen!

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