Von “Griaß di” bis “Baba”: Wer sich in Österreich verständigen möchte, braucht oft mehr als nur die Vokabeln aus dem Deutschunterricht. Denn obwohl das Land klein ist, begegnet man einer erstaunlichen Vielfalt an Dialekten mit fließenden Übergängen in den Grenzregionen der Bundesländer. Von Niederösterreich, dem Burgenland und Wien im Osten bis hin zu Tirol und Vorarlberg im Westen – wir verraten Ihnen, was die Sprachen der neun Bundesländer zu etwas ganz Besonderem macht, inklusive lustigen und hilfreichen Vokabeln.
Welche Dialekte gibt es in Österreich?
Im Jahr 1920 wurde die deutsche Sprache – ohne nähere Spezifikation – als offizielle österreichische Amtssprache festgeschrieben. Das bedeutet allerdings nicht, dass Österreichisch keine linguistischen Unterschiede zum Schweizer Hochdeutsch oder Bundesdeutsch aufweist. Unterschiede finden sich dabei nicht nur in der Grammatik, Aussprache und Rechtschreibung, sondern natürlich auch bei eigenen Redewendungen und Wörtern. Ein beachtlicher Teil des Österreichischen Standardvokabulars entstammt den Sprachen des ehemaligen Habsburger Reiches, aus Migration und kulturellen Austauschprozessen sowie aus Wanderungsbewegungen verschiedener Völker.
Schon gewusst? In Österreich gibt es verschiedene Dialektfamilien. Während der Großteil des Landes mit einem mittelbairischen Dialekt spricht, ist der Vorarlberger Dialekt alemannisch – und daher enger mit Schweizerdeutsch als mit anderen österreichischen Dialekten verwandt. Mehr dazu finden Sie etwas weiter unten! |
Aktuell sind traditionelle Dialekte allerdings auf dem Rückzug: Während vor 60-70 Jahren selbst im Wiener Umland noch mit einem starken Dialekt gesprochen wurde, der für die Großstädter:innen wie eine komplett fremde Sprache klang, ist es heutzutage besonders in Städten und vor allem bei jungen Menschen üblich, eher Hochdeutsch zu sprechen. Auch junge Leute, die mit Mundart aufgewachsen sind, wechseln oft je nach Gesprächspartner:in und Situation zum österreichischen Hochdeutsch.Weitere Faktoren, die Dialekte abschwächen, sind Social Media und Massenmedien. Dialekte sind nicht mehr ausschließlich auf einzelne bestimmte Regionen beschränkt – die Grenzen verschwimmen, es entstehen Mischdialekte. Nichtsdestotrotz erkennt man in allen Bundesländern klar sprachliche Eigenheiten, die wir Ihnen hier genauer vorstellen.
Wienerisch

Wienerisch ist der Dialekt, der sich historisch – wie die Stadt selbst – am meisten verändert hat. Da Wien direkt an der Donau gelegen ist, wurde die Stadt bereits vor mehreren Jahrhunderten zu einer bedeutenden Handelsstadt, in der Menschen aus unterschiedlichsten Regionen ihre Sprachen einbrachten. Auch heute noch klingen die Einflüsse dieser Kulturen in der Wiener Sprache nach. Die Franken brachten zum Beispiel eine Besonderheit des Wienerischen mit sich – die sogenannte Monophthongierung. Das bedeutet, dass bestimmte Doppellaute zu einem verschmelzen. Ein Beispiel ist das Wort Haus bei dem die Aussprache von /hɑɔs/ zu [hɒːs] wird. Diese Monophthonge werden auch deutlich gedehnt, was von Außenstehenden oft als “Raunzen” oder Jammern wahrgenommen wird. Dieses charakteristische Ziehen der Vokale findet man beispielsweise in Wörtern wie “Stàà” statt “Stein” und „I wààß“ statt “Ich weiß”.Viele mikrogeografische Unterschiede, wie beispielsweise das „Meidlinger L”, welches ursprünglich in der Arbeiterschicht des zwölften Wiener Gemeindebezirks entstand, findet man heute in ganz Wien. Sie wollen waschechtes Wienerisch sprechen? Dann sind diese Begriffe ein guter Startpunkt:
- Blitzgneißa: Schnelldenker, meist ironisch gemeint
- Gfrast: schlimmes Kind
- Gigara: Pferd
- Grant: miese Laune
- Kiwara: Polizist
Niederösterreichisch

In Niederösterreich, Österreichs größtem Bundesland, gibt es je nach Region kleine Unterschiede in der Sprache. In Melk wird zum Beispiel anders gesprochen als in Mistelbach, obwohl die beiden Städte tatsächlich nur 90 Minuten voneinander entfernt liegen.
Der Dialekt im Waldviertel hört sich härter an, mit eindeutigen böhmisch-slawischen Einflüssen. Das Mostviertel wiederum ist bekannt für seine oa-Lautungen, wo “heißt” zu “hoast” und “kannst” zu “kaunst” wird. Im Weinviertel sprach man bis vor ungefähr 50 Jahren die Ui-Mundart, wo anstelle von: “Der Bub holt die Kuh”, “Da Bui huit de Kui” gesagt wird. Im Industrieviertel ist der Dialekt aufgrund der Industrialisierung deutlich abgeflacht und auch die Nähe zu Wien schwingt hier mittlerweile ganz klar mit.
Wer sich in Niederösterreich verständigen will, kann diese Worte gebrauchen:
- Dunaweda: Unwetter
- gschamig: beschämt
- leidscheich: menschenscheu
- Ribisln: Johannisbeeren
- Zwutschgal: Kleinkind
Oberösterreichisch

In Oberösterreich findet man drei größere Unterteilungen der Sprache: und zwar Innviertlerisch, Mühlviertlerisch und Traunviertlerisch. Je nach Region kann ein einzelnes Wort sich komplett anders anhören – das Wort “spielen” beispielsweise kann entweder als šbün, šbuin oder šbin ausgesprochen werden.
Was die Oberösterreicher:innen allerdings vereint, ist die Rundung von l-haltigen Nebensilben. So etwa wird Nebel zu Nöwö oder der Himmel zu Hümmö.
So wird in Oberösterreich gesprochen:
- Flessal/Flesserl: oberösterreichisches Traditionsgebäck; zu einem Zopf geflochtener Germteig, bestreut mit Mohn
- goi?: Satzendung (“nicht wahr?”)
- Klappal: Sandalen
- a Neichtl: ungenaue Zeitangabe, eine Weile
- schwanan: schwindeln, flunkern
Burgenländisch

Hianzisch, auch Ui-Mundart genannt, ist ein Dialekt, der großteils im Burgenland gesprochen wurde und auch im Weinviertel in Niederösterreich weit verbreitet war. Der Dialekt ist so eng mit dem Burgenland verbunden, dass man bei der Gründung im Jahr 1921 überlegt hatte, es “Heinzenland” zu nennen.
Ungefähr bis in die 1970er-Jahre war die Ui-Mundart die eigentliche Muttersprache der Burgenländer:innen, wurde durch Jobmöglichkeiten in größeren Städten allerdings durch die mittelbairische Aussprache verdrängt. Ein Beispiel zur Veranschaulichung: “Mutter” verwandelte sich von “Muida” zu “Muada”. Auch heute wird Hianzisch noch vereinzelt gesprochen, ist aber bei weitem nicht mehr so weit verbreitet, wie es noch vor einigen Jahrzehnten war.
Viele Laute in der Ui-Mundart werden, wie der Name schon sagt, mit ui ersetzt. Junge oder Bub wird zu Bui, tun wird zu tui und genug wird zu gmui.
Einige Worte, die man im Burgenland findet, sind:
- dauni: seitwärts
- Lodiridari: Bohrmaschine
- Maibletschn: Löwenzahn
- sakrisch: treffend
- Sumpa: großer Topf oder Idiot
Schon gewusst? Ein Wort – gegenteilige Bedeutungen. “Zach” bedeutet eigentlich zäh und kann zum Beispiel verwendet werden, um ein Stück Fleisch zu beschreiben. Im Osten Österreichs wird es allerdings vor allem unter Jugendlichen als Synonym für “mühsam”, “unangenehm” oder “uncool” verwendet, während es im Westen Österreichs eine positive Bedeutung hat und anstelle von “cool” zum Einsatz kommt. |
Steirisch

Oft ist das Erste, was vielen zum Steirer Dialekt einfällt, das charakteristische Bellen oder “Bölln”. Gute Beispiele dieser Eigenheit sind die Worte “Öupfl” und “Söumml” – oder auf gutdeutsch: “Apfel” und “Semmel”. Doppellaute – Einzellaute, die zu einer einzigen Silbe verschmelzen – sind zwar in ganz Österreich zu finden, aber niemand kommt an die Steirer:innen heran. Deshalb findet man auch selten jemanden aus der Steiermark, sondern immer aus “da Steiamoak”.
Wer bölln will wie ein:e echte:r Steirer:in, sollte natürlich auch authentische Begriffe einbauen – hier eine kleine Auswahl:
- brouckn: pflücken
- kan Scheara: keine Lust
- köbln: reden
- Lebertschetn: Leberkäsesemmel
- Schanti: Polizei
Kärntnerisch

Grenzen verschwimmen. Die Sprache umliegender Bundesländer übt ebenfalls Einfluss aus.
Aufgrund der Nähe zur slowenischen Grenze entstand zum Beispiel die berühmt-berüchtigte “Kärntner Dehnung”– so werden Worte wie “Wissen” und “Wiesen” oder “Ofen” und “offen” gleich ausgesprochen. Und natürlich gibt es noch einige weitere sprachliche Eigenheiten, die das südlichste Bundesland Österreichs prägen:
- Die Laute h und ch werden oft ausgetauscht – sicherlich wird zu [sihàlich] und Mädchen zu [met-hen].
- Zwielaute wie “ei” oder “au” werden oft wie ein “a” ausgesprochen: Statt “Seife”, “kaufen” und “laufen” sagen die Kärntner:innen “Safn”, “kafn” und “lafn”.
Die Kärntner:innen vokalisieren das I anders als im Rest Österreichs: Geld wird zum “Gölt”, viel zu “vül” und schälen zu “schöln”.
Hier einige Vokabeln, um Ihr Kärntnerisch zu verbessern:
- Bosnigl: boshafter Mensch
- Handsch: Handschuhe
- Tschoda: Haare
- Tuscha: Knall, Explosion, Krachen
- Strankalan: Fisolen
Salzburgerisch

Die Dialekte im Land Salzburg sind sprachwissenschaftlich gesehen keine eigene linguistische, sondern eine geographische Kategorie. Sie sind vielschichtige Mischformen des Mittelbairischen mit Einflüssen aus Tirol, Kärnten, Bayern, und Wien. Wie auch in den anderen Bundesländern klingen sie je nach Region etwas unterschiedlich.
Allgemeines Kennzeichen dieser Mundarten ist, dass Laute wie p, t und k abgeschwächt und zu den Lauten b, d und g werden. Beispiele inkludieren Bèch, Dåg und Gnechd („Pech”, “Tag” und “Knecht“). Steht das K jedoch vor einem Vokal, bleibt es als K erhalten. Und wenn ein N am Ende eines Wortes steht, dann wird es nasalisiert – “Kann” wird zu “kôô” und “Mann” zu “Môô”.
Um sich in Salzburg zu verständigen, könnten diese Worte hilfreich sein:
- aizai: ein bisschen
- kasig: käsig, bedeutet hübsch, süß (Salzburg)
- Kleezn: gedörrte Birnen
- Manggai: Murmeltier
- ninascht: nirgends (Salzburg)
Tirolerisch

Tirol gehört, wie der Großteil Österreichs, zur bairischen Dialektgruppe und hat teilweise auch alemannische Einflüsse, vor allem im Westen. Aufgrund der Dialekt-Abstammung gibt es Unterschiede in den Lautungen, der Grammatik und dem Wortschatz. Ein Beispiel verschiedener Lautungen ist die Entwicklung des Wortes “mein”, die im alemannischen als “mîn” erhalten blieb.
Der Tiroler Dialekt zeichnet sich durch eine hohe sprachliche Vielfalt mit starken regionalen Eigenheiten aus, was sich unter anderem auf die abgelegene Lage der Bergdörfer zurückführen lässt. Des Weiteren wurde er auch stark durch Völkerwanderung beeinflusst. Man hört die rätoromanische Sprachgruppe, Italienisch und, wie in Kärnten, slawische Sprachen.Bekannt ist Tirol besonders für ein Sch anstelle eines einfachen S und ein hartes K, welches eher wie ein “kch” tief aus dem Kehlkopf ausgesprochen wird. Diese Eigenheiten kann man im Namen der Hauptstadt gut hören, wenn die Einheimischen es nicht Innsbruck, sondern “Inschbrukch” nennen.
Wer sprechen will wie ein:e Tiroler:in, braucht diese Worte:
- aweck: weg, fort
- detta: dort
- gsi: gewesen
- lei: nur
- losna: hören
Vorarlbergerisch

Vorarlberg ist linguistisch einzigartig – die Sprache ist, anders als im Rest Österreichs, kein bairischer Dialekt, sondern ein alemannischer, und somit enger mit Schweizerdeutsch verwandt. Ein besonderes Merkmal ist das Ausbleiben der Doppellaute “au”, ”eu” und ”ei” – demnach sagt man in Vorarlberg “Hus” statt ”Haus”, ”Krüz” statt ”Kreuz” und ”si” statt ”sein”. Ein weiterer Unterschied im Vergleich zu den anderen Bundesländern ist die Abwesenheit des Wortes “war”. Stattdessen wird “bin gsi” (=“bin gewesen”, mittelhochdeutsch: „gesein“) verwendet – was den Vorarlbergern auch den Spitznamen “Gsi-Berger” eingebracht hat. Trotz aller Gemeinsamkeiten gibt es in diesem kleinen Bundesland allerdings keine allgemein verbindliche Mundart, sondern stark regional beeinflusste Dialektvariationen – die markantesten finden sich dabei in Lustenau, im hinteren Bregenzerwald und im rätoromanisch geprägten Montafon, während in Bregenz Spuren von Schwäbisch mitklingen.
Wer sich also in Vorarlberg verständigen möchte, kann mit diesen Vokabeln anfangen:
- Uf Wiederluaga: Auf Wiedersehen
- gigagampfa: Kinderwippe am Spielplatz
Weiters existieren im Alemannischen Worte die für den Rest Österreichs veraltet klingen
- des dünkt mi: das scheint mir
- schlüfa: (hinein)schlüpfen
- Häs: Kleidung
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Österreichs Dialektlandschaft ist so vielfältig wie das Land selbst – vom berühmten Meidlinger L bis hin zu den Besonderheiten des Vorarlberger Dialekts merkt man, wie tief die Sprache mit der Geschichte und Kultur unseres Landes verbunden ist. Sie möchten noch mehr über Sprache, Leute und Leben in Österreich erfahren? Auf unserem Blog haben wir jede Menge weiteren Lesestoff für Sie vorbereitet, von den bekanntesten österreichischen Schriftsteller:innen über die typisch österreichische Bräuche bis hin zu unseren besten Tipps zum Deutsch lernen. Viel Spaß beim Lesen – pfiat di und bis boid!